Wie ich wurde, was ich bin – emotionale Geburtshelferin im 1. Babyjahr

Das ist eine ganz schön gute Frage.

Also, packen wir es an!

Was willst du denn mal werden? Ich hab diese Frage so gehasst. Denn ich wusste nie eine Antwort darauf.

Na, ich will Abi machen. Das war klar. Damit wurde ich groß. Was danach kam, war mir unklar.

Buchhändlerin, Restaurantfachfrau, Bäckerin, Diätassistentin, Ökotrophologin …

Verrückt, wenn ich mir jetzt überlege, wie ungern ich heute koche und backe. Meine Liebe zu Büchern ist geblieben. Ich liebe es, mich hinzusetzen mit vielen Büchern und mir das, was mich interessiert übers Lesen anzueignen.

Ich habe lange überlegt, was mich zu dem gemacht hat, was ich gerade bin. Und hatte anfangs das Gefühl, dass ich nur über die letzten 7 Jahre schreibe, dem Tag, an dem meine große Tochter geboren wurde.

Doch das ist nicht wahr. Die 32 Jahren vorher haben auch zu dem beigetragen, was ich heute bin. Sie machen mich genauso aus, wie die letzten 7 Jahre. Die letzten 7 Jahren hatten einfach eine besondere Intensität

  • Sommer 1989 bis 1993: Wir verbringen unsere Urlaube regelmäßig in Eutin. Dort gibt es eine kleine Buchhandlung. Jeden Tag verbringe ich dort mehrere Stunden lesend in einem Sessel. Am Ende des Urlaubs darf ich mir immer ein Buch aussuchen. Die Liebe zu Büchern hab ich sicherlich mit der Muttermilch eingesaugt. Wohnzimmer ohne riesige Bücherregale haben mich als Kind wahnsinnig irritiert. Für mich sind diese Regale heute mit Geborgenheit und Gemütlichkeit verbunden.
  • Winter 1992: Im Wohnzimmer stehen unfassbar viele Bücherpakete. Es ist die Habilitationsschrift meiner Mutter. Als Familie haben wir diesen Tag herbeigesehnt. Endlich wieder mehr Mamazeit. Mit einer schreibenden Mutter bin ich groß geworden. Mit einer Kinderfrau auch. Als Kind hab ich es nicht gemocht, wenn sich meine Mutter zum Schreiben zurückzog. Hieß es doch immer, dass sie dann keine Zeit für uns hatte. Inzwischen liebe ich es selber zu schreiben, einfach, weil es mir die Möglichkeit gibt, mich auszudrücken.
Das ist zwar mein Schreibtisch von heute, ein passenderes Bild ergänze ich noch.
  • Herbst 1998: Wir ziehen um nach Friedrichsdorf im Taunus. Meine Mutter tritt hier ihre zweite Stelle als Professorin für Geschichte an. Wir ziehen um für den Job meiner Mutter. Und das spiegelt wieder, womit ich groß wurde, die Arbeit der Frau ist mindestens genauso wichtig wie des Mannes. Für mich eine wichtige Prägung. Und leider bis heute noch nicht verbreitet in unserer Gesellschaft.
  • 2003 bis 2008: Auch nach dem Abi weiß ich nicht, was ich werden will. Also, werde ich Grundschullehrerin. Ich finde das 1. Semester zum Kotzen. Dank eines Praktikums bleib ich dennoch dran. In diesem Praktikum sehe ich, dass Schule tatsächlich mehr sein kann als sitzen und zuhören. Die Art der Lehrerin mit den Kindern umzugehen, lässt mein Herz höher schlagen. Montessori und ihre Pädagogik begleitet seit dem meinen Weg – inzwischen viel weniger Hardcore und da, wo es zu mir und meinen Kindern passt.
Heißgeliebtes Montessori-Material
  • Sommer 2011: Ich bekomme meine erste eigene Klasse. In die Kinder verliebe ich mich sofort. Mir ist es ein Herzensanliegen jedes Kind in seiner Besonderheit zu sehen und entsprechend zu begleiten. Aus dem Notfall-Studium nach dem Abi ist ein Herzens-Job geworden. Doch in der Praxis merke ich, wie sehr es mich herausfordert alle Kinder wirklich zu sehen und zu begleiten. Und dass ich Noten hasse. Ich liebe auch die Arbeit mit den Eltern und habe das Gefühl manchmal zu zerbrechen unter dem Wunsch, allen Familien zu helfen. Herzlich willkommen, Empathie und Perfektionismus!
  • August 2015: Meine große Tochter wird geboren. Ich sehne mich so oft in die Schule zurück, dahin, wo ich weiß, wie es geht. Ich bin so unsicher und meine Gefühle, meine Hilflosigkeit und Unsicherheit reißen mir oft den Boden unter den Füßen weg. Und gleichzeitig ist das der Startpunkt in meinem Leben, in dem ich beginne mich wirklich selber kennenzulernen.
  • Nach August 2015: In einem Stillblog lese ich was von Stillen nach Bedarf. Irgendwas berührt mich an dieser Idee. Gleichzeitig ist es so fern von dem was unsere Hebamme erzählt, dass ich es erstmal wieder ad acta lege. Doch sät es etwas in mir. In der kommenden Zeit werde ich das ausprobieren, wieder verwerfen, weil ich mich damit unwohl fühle und gern in der Hand behalten möchte, wann ich mein Kind stille. So hat der Tag wenigstens etwas Struktur. Dann doch wieder ausprobieren, weil es mir so einleuchtet, dass ein Baby seinen eigenen Rhythmus hat und nicht den, den wir ihm vorgeben.
  • Irgendwann 2016: Ich kaufe mir ein Wut-Workbook. Investiere somit 20 Euro in meine Persönlichkeitsentwicklung und habe sicherlich zwei Wochen überlegt, ob ich das tun darf! Es ist grundlegend für alles, was sich danach bei mir entwickelt. Ich lese etwas von Bedürfnissen, die ich habe und Strategien, um sie mir zu erfüllen. Und vor allem lese ich, dass meine Gefühle nicht dazu da sind, um weggemacht zu werden, sondern um sie zu fühlen, auch die Wut!
  • Juli 2018: Meine zweite Tochter wird geboren, und ich jubele innerlich. Die Geburt und die ersten Wochen sind so anders. Ich fühle mich von Anfang an angekommen bei meinem Kind. Und gleichzeitig bin ich nun Mama von 2 Kindern, das überfordert mich manchmal sehr. Und ich stelle fest, ich hab schon viel gelernt und darf nun weiterlernen. Das ist Leben!
Auch das Meer spiele eine wichtige Rolle in meiner Entwicklung.
  • Oktober 2019: Ich kaufe mir den Onlinekurs „Ohne Strafen und Lob in der Kindererziehung“ oder so ähnlich. Ich bin weit davon entfernt und doch sät es wieder etwas in mir. Ich erfahre, dass ich anders, ohne Strafen, mit meinem Kind umgehen darf und es kein Tyrann wird. Und ich beginne zu lernen, wie viel ich über das Spielen mit meinem Kind in Kontakt kommen kann. Leben darf spielerisch leicht sein und Spaß machen!
  • Winter 2020: Ich nehme am Programm „Kleine Abenteurer liebevoll begleiten“ teil. Ich beginne das erste Mal das Konzept der Bindung zu verstehen, also sagen wir mal so, ein Samen fällt auf fruchtbaren Boden. Ich verstehe, das Härte gegenüber meinen Kindern niemanden weiterbringt und uns nur voneinander trennt.
  • Ein Zwischenfazit: Bei all diesen Kursen geht es vor allem um die Kinder. Ich finde die Idee dahinter toll und möchte meine Kinder liebevoll begleiten. Doch das bringt mich gleichzeitig an meine Grenzen. Was ich liebevoll zu meinen Kindern bin, fehlt mir im Umgang mit mir selber. Meine alte Freundin die Perfektionistin ist wieder ganz laut mit an die Bord und treibt mich in die Wut.
  • Frühjahr 2020: Corona. Die Zeit ist nicht einfach, doch viel einfacher als erwartet. Ich erlebe, dass ich einfach gern mit meinen Kindern zuhause bin. Dank all dem, was ich in den Jahren seit ich Mama bin alles Neues über mich und meine Kinder lernen durfte. Und ich stoße auf „The Work“, und begreife, dass die Qualität meiner Gedanken mein Leben bestimmen können. Ich bin meine Gedanken. Und dass wir ganz viele Glaubenssätze über uns mit rumschleppen, die uns behindern und beschweren. Und ich tauche dadurch noch viel tiefer in meine Kindheit und die daraus resultierenden Prägungen ein. Das erste Mal höre ich etwas vom inneren Kind und von Selbstannahme. Wörter wie Selbstliebe und Selbstfürsorge tauchen in meinem Leben auf und säen kleine Pflanzen.
Ich freue mich auf alles, was noch kommt!
  • Sommer 2021: Ich lese das Buch von Kathrin Borghoff zur Hochsensibilität und bin so berührt. Die Darstellung der Frauen passen wie Faust aufs Auge auf meine eigene Situation als Erstlings-Mama. Ich bin mega erleichtert, denn die Restzweifel, die immer noch in mir drin waren, bin ich vielleicht einfach unfähig, werden dadurch gelöscht. Ich bin einfach hochsensibel. Zudem bietet Kathrin wunderbare Körperarbeit an – Embodiment. Für mich ist das raus aus dem Kopf und rein in den Körper. Und das ist eine wundervolle Erfahrung – nach so vielen Jahren ausschließlich im Kopf. Ich fange an, in meinem Körper mein Zuhause zu sehen. Ein Zuhause, das mir Sicherheit gibt.
  • Juni 2021: Ich starte völlig unbedarft in das Jahresprogramm von Lena Busch „Mama goes and grows Business“. Die Idee, nicht mehr in die Schule zurückzukehren, schwirrt schon lange in meinem Kopf herum. So wie Schule aktuell ist, möchte ich nicht mehr in ihr arbeiten. Bevor ich Mama wurde, hab ich viel daran gearbeitet das Schulsystem zu ändern, dafür fehlt mir nun die Zeit bzw. möchte ich meine Kraft aktuell für andere Dinge einsetzen. So wage ich den Sprung in die Idee von Selbstständigkeit. Damals weiß ich noch nicht, womit eigentlich.
  • Heute begleite ich Frauen, die in ihrer neuen Lebenssituation mit Baby unglücklich sind und einfach nicht ankommen in ihrem neuen Leben, in 1:1-Beratungen oder auch in Onlinekursen.

Ich habe so viel darüber gelernt, wie ich meine Kinder ins Leben begleiten möchte. Doch das ist in meine Augen nicht nützlich, wenn ich mich als Mensch nicht gefunden, nicht angenommen habe. Wenn ich mit einem Haufen alter Muster und Glaubenssätze rumlaufe. Und wenn ich mir meine Gefühle verbiete und nur mit meinem Verstand lebe.

Denn ich bin davon überzeugt, dass eine liebevolle Kinderbegleitung Mamas braucht, die sich mit sich selber und in sich drin wohlfühlen.

Wenn ich das ganze erste Jahr damit beschäftigt bin, mit zusammengebissenen Zähnen den Tag zu überstehen ist das für alle Familienmitglieder nicht gut.

„Denn nicht nur das Baby wird durch die Mama geboren sondern auch die Mama durch das Baby.“

In diesem Sinne brauchen Frauen nach der physischen Geburt oftmals auch Begleitung in Form einer emotionalem Geburtsbegleitung.

Ich möchte, dass die Frauen sich von Anfang an als wertvoll erfahren. Als sicherer Hafen für ihre Kinder. Glaubenssätze über Bord werfen und ihre eigene innere Schönheit erkennen. Denn nur so können sie auch ihre Kinder adäquat begleiten.

 

Denn, im Sinne meines Jahresmottos, in dir – als Mensch- ist bereits alles angelegt!

Hier kannst du mehr über meine Arbeit erfahren:

https://www.facebook.com/Hannah-Nehlsen

https://www.instagram.com/hannah.nehlsen/

https://hannah-nehlsen.de (ist noch im Aufbau)

 

 

2 Kommentare

  1. […] Hier erfährst du mehr über mich. […]

  2. […] Ich halte diese Plädoyer für Selbstfürsorge, weil ich sie überlebenswichtig für Menschen halte, die Kinder ins Leben begleiten. Ich denke, meine ersten Jahre als Mama wäre einfacher gewesen, hätte ich die Selbstfürsorge mehr … […]

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