Good bye, Schule!

Table of Contents

... und was das mit meinen Kindern zu tun hat

Heute habe ich meine Schlüssel in der Schule abgegeben.

Gekündigt habe ich schon vor einem Jahr. Eine Rückkehr als Lehrerin dadurch erstmal weiter von mir weggeschoben. Der Schlüssel lag immer noch bei mir zuhause. Bewusst unbewusst hatte ich ihn damals nicht mitgenommen zum Treffen mit meiner Schulleiterin.

Irgendwie war das für mich noch wie eine Verbindung zur Schule. Eine Verbindung, die ich nicht kappen wollte.

Mir fallen Veränderungen schwer. Vor allem ist das eine Veränderung, die ich mir lange nicht hab vorstellen können. Niemals.  Dass ich mal meinen Beruf (vorerst) aufgebe, lag nie im Bereich des Vorstellbaren. Zudem ist diese Schule ein Juwel. Dort zu arbeiten, mit den Menschen, die dort arbeiten ist ein großes Geschenk (gewesen).

Und neben der Dankbarkeit und dem tiefen Vertrauen, das ich immer an diesem Ort spüre, ist eine Klarheit da, dass ich aktuell nicht mehr in der Schule arbeiten möchte.

Warum ich aktuell keine Lehrerin mehr sein möchte -
und warum das die falsche Frage ist

Nun stellst sich nach der Einleitung doch irgendwie die Frage: Warum möchte ich aktuell keine Lehrerin mehr sein?

Und schon bei der Frage frage ich mich, ob das stimmt.

Mit meinem Wunsch, Frauen zu begleiten und zu unterstützen habe ich mich auch wieder in eine begleitende Rolle geführt. Gebe ich Impulse, frage nach, höre zu. All das sind die Teile meines Lehrerinnen-Berufs, die ich immer gern gemacht habe.

Meine Kinder - meine Lehrmeister

Also, darf die Frage anders lauten. Vielleicht: Warum ich nicht mehr in einer Schule arbeiten möchte?

Und dass ist tatsächlich leichter für mich zu beantworten.

Ich hatte schon immer den Wunsch, Schule anders zu gestalten, als ich das selbst als Kind erlebt habe. Im Referendariat habe ich dann gesehen, dass das auch möglich ist. Und habe mein Montessori-Diplom abgelegt. Dadurch hatte ich Grundlagen und Wissen in der Hand, Lernumgebungen anders zu gestalten und entwickelte durch das Wissen und die zunehmende Erfahrung das Vertrauen das Lernen geschieht, auch ohne 45-Minuten Takt, Strenge und alle machen das Gleiche zur gleichen Zeit.

Dann bekam ich eigene Kinder und das warf dann alle Erfahrungen und alles Wissen noch mal anders über den Haufen. Meine Vorstellungen, wie ich mit meinem Baby umgehen würde, ließ ich zunehmend mehr los. Nicht über Nacht.

Doch ich spürte so etwas wie Intuition und einem tiefen Wunsch in mir, mit meinen Kindern anders umzugehen, als ich das erlebt hatte. 

  • Dass da mehr möglich sein würde. 
  • Dass wir eine tiefere Verbindung zueinander haben könnten. 
  • Dass sie mit ein paar Glaubenssätze weniger aufwachsen könnten und mehr mit sich und ihren Gefühlen verbunden sein könnten.  (Das, was ich hier beschreibe ist die Essenz aus 8 Jahren Mama sein und noch längst nicht fertig.)

Doch ist diese Beschreibung wichtig, denn sie führte zu dem, was ich aktuell tue.

Gleichzeitig erlebte ich, wie sie krabbeln und laufen lernten. Wie sie begannen zu sprechen und Rad zu fahren, ganz ohne größere Einwirkungen von außen.

Und ich erlebte, wie sie schwimmen lernten. Einfach so, ohne angeleitete Schwimmstunden. Und ich erlebe, wie sie lesen lernen. Schon seit Jahren sind sie in ihrem Entwicklungsprozess, an deren „Ende“ das Lesen steht. Immer wieder erkenne ich neue Meilensteine, die sie geschafft haben, um sich dem Endziel des Lesens zu nähern. Und irgendwann lesen sie ihre Bücher allein.

Neue Perspektiven und Fragen

Und dabei fielen mir immer wieder verschiedene Dinge auf:

In unseren Kindern ist bereits alles angelegt. Wie, danke Damaris Schulz, in einem Apfelkern. Den Kern wässern und pflegen wir. Übersetzt: Unsere Verantwortung ist es eine Umgebung und sicheren Hafen zu schaffen, in dem sie die Möglichkeit haben, dass bereits Angelegte (ihr Potential) zu entfalten.

Mit dem sicheren Hafen meine ich Menschen, zu denen sie eine vertrauensvolle Bindung entwickeln dürfen und bei denen sie sich sicher fühlen. In meinen Augen, eine Aufgabe, die in Schule unter den aktuellen Bedingungen schwer zu erfüllen ist.

Und beim Wort Umgebung ist es eine Möglichkeit ans Schulgebäude zu denken.  Doch nicht nur. Denn erstens passiert lernen überall und zweitens gibt es Menschen für die dieser Ort Schule, so wie er gestaltet ist, nicht passt.

Zu viele Menschen auf einen Fleck, zu wenig Möglichkeit zum Rückzug, zu viele Menschen, mit denen man gar keinen Kontakt haben möchte, zu viel Fremdbestimmung durch Zeit- und Ortsvorgabe.

Ich habe so ein Kind zuhause.

Und das hat dazu geführt, dass ich all mein (Montessori-)Wissen und alle meine Erfahrungen bezüglich Lernen unter einer anderen Perspektive neu angeschaut und hinterfragt habe. Ich bin weiter zutiefst überzeugt davon. Doch bedarf es nun Ergänzungen.

Denn es stellen sich mir zwei Fragen:

Was ist mit Kindern, für die das Schulsetting nicht passt? Die nicht von 8-13 Uhr in einer Gruppe von Menschen sein können? Und 8-13 Uhr ist ja weit entfernt von gelebter Realität, zumindest hier in Berlin.

Und wo bleibt der Raum für die Bindung? Wenn schon oft eine Eingewöhnung an Schule nicht möglich ist?

Ich habe darauf bisher keine Antworten gefunden, die für mich zufriedenstellend sind.

Und doch sind diese Antworten für mich elementar. Nach 8 Jahren eigener Persönlichkeitsentwicklung als Mama, die noch lange nicht beendet ist, ist es mir umso wichtiger, dass unsere Kinder eine tiefe emotionale Reife entwickeln können, um mit sich selbst verbunden zu sein. Das bedeutet für mich, dass sie sich erst selber kennen müssen, bevor sie sich auf gesunde Weise mit anderen verbinden können. Diese Verbundenheit udn daraus resultierende Eigenständigkeit als Mensch braucht es, dass sich wertvoll fühlen braucht es, um in einer Gemeinschaft bei sich zu bleiben. Nicht zu zerfließen im Gemeinschaftsgefüge, sich nicht anzupassen bis zur Selbstaufgabe. Und für mich ist Schule mit seinen Strukturen da  ein echter Entwicklungshemmer. Dass es auch hier mehrere Perspektiven gibt, und dass das Elternhaus genauso Entwicklungshemmer sein kann, ist mir sehr bewusst. Und hier mag ich mit meiner neuen Aufgabe ansetzen, denn viele Menschen werden sich ihrer eigenen Wunden erst bewusst, wenn sie eigene Kinder haben. Das führt dazu, dass sich das Mama-sein manchmal so schwer anfühlt. Und dabei möchte ich begleiten und unterstützen, sich einfach selbst besser kennenzulernen und seinen eigenen Weg als Mama zu entdecken.

Und gleichzeitig find ich es auch immer wieder unverständlich, warum es die Schulgebäude-Anwesenheitspflicht in Deutschland gibt. Warum gibt es nur die eine Möglichkeit offiziell zu lernen. Schauen wir uns in Europa um, gibt es sehr wohl auch andere Möglichkeiten. Und es würde den Bedürfnissen gerade sensibler Kinder viel mehr entsprechen. Auch hier braucht es wieder eine differenzierte Betrachtung und verschiedene Möglichkeiten, um Kinder in ihrem Lernen zu begleiten.

Meine Vision

Und so mag ich aktuell ganz woanders wirken. Denn mein Abschied von Schule ist neben all den neuen, anderen Gedanken über Schule und Lernen  auch verknüpft mit meiner eigenen Erfahrung als junge Babymama. Und der Idee, dass mehr emotionale Reife und Verbundenheit bei mir als Babymama dazu geführt hätten, dass ich mich mit meinen Baby mehr verbunden gefühlt hätte.

Diese Erfahrungen haben in mir den Wunsch gesät, dass Babymama-sein nicht gleichbedeutend ist mit Überforderung, Wut und Hilflosigkeit als Dauerzustand. Ich habe mich auf den Weg gemacht, Babymamas zu begleiten, mit Wissen, Impulsen und Abkürzungen, so dass die Zeit mit Baby auch geprägt ist von Zufriedenheit und Sicherheit und der Möglichkeit, mit sich selbst verbunden zu sein und dem Verständnis dafür, dass du als Mama ersetzbar bist. auch, wenn es sich manchmal anders anfühlt.

Denn wir brauchen Mamas, die mit sich selbst verbunden sind. Nur so kannst du dein Kind feinfühlig begleiten. Und das wiederum führt dazu, dass dein Kind sich selbst spürt und den Raum bekommt, sein Potential zu entfalten.

 

Ich freue mich auf dich, deine Kommentare und/ oder ein Kennenlerngespräch!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert