Bist du eine gute Mutter?

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So ein Bullshit...!

Letztens las ich irgendwo folgende Überschrift:

Die 10 Merkmale einer normalen Mutter – So verhält sich eine gute Mutter.

Ich hätte fast laut aufgeschrien.

Was bitte sollte das denn sein – eine normale Mutter? Und welche 10 Merkmale…?

Ich habe den Artikel nicht gelesen und mich vielleicht um großartige Erkenntnisse gebracht. Doch schon allein die Überschrift hat mich zum Schreiben dieses Blogartikels animiert, also habe ich definitiv was mitgenommen.

Ich versuche mal in Worte zu fassen, was mich so bewegte:

Was bitte heißt denn normal? Ich mag dieses Wort ja schon lange nicht mehr. Und in Kombination mit Mutter finde ich es noch schlimmer, alle Glaubenssätze dieser Welt vereint in zwei Wörtern!

Und dann die Idee, dass wir eine Checkliste mit abhakbaren Punkten machen können über die wir dann die „normale“ Mutter erkennen. Und alles ab 5 Punkte ist okay?

Und alles drunter, muss sein Kind abgeben? Oder noch besser, muss sich einfach noch mehr zusammenreißen, noch mehr üben lieb, nett und geduldig zu sein, um dann eine gute Mutter zu sein?

Unbewusste Erwartungen an dich als Mama

Vor 8 Jahren hatte ich genau diese Ideen:

Ich hatte mich geduldig 24/7 um mein Baby zu kümmern, es nach Bedarf zu stillen, 24/7 Freude über mein Baby zu freuen, den Haushalt zu führen, …

Inzwischen kann ich sehr über mich schmunzeln. Damals machte mich das extrem wütend auf mich und alle anderen. Und ich fühlte mich einfach nur dauerhaft gestresst.

Hier erfährst du mehr über mich.

Stress und Wut

Kennst du dieses Stressgefühl, seitdem du ein kleines Baby hast?

Dazu kommt die Stimme, dass da doch nichts ist, was dich stressen müsste. Es kann doch nicht sein, dass dein Baby dich stresst? Da muss doch was falsch sein an dir!

Und dieser Gedanke dreht sich gerade in Endlosschleife in deinem Kopf und stresst dich einfach nur noch mehr! Schreib mir gern.

Und genau dazu möchte ich dir folgendes schreiben:

Babys ins Leben zu begleiten, gehört zu den herausforderndsten und anspruchsvollsten Aufgaben in unserem Leben. Das möchte ich hier mal festhalten. Und dass dich das stresst, darf sein.

Stress dient tatsächlich dazu, dass wir uns an veränderte Lebensbedingungen anpassen können. Er dient dir also auch, um in deiner neuen Situation mit Baby anzukommen.

Und gleichzeitig ist es anstrengend, sich die ganze Zeit gestresst zu fühlen, so dass ich dich mit Wissen versorgen möchte, auch wieder in andere Zustände zu wechseln.

Dazu beschreibe ich kurz den stressbedingten Automatikmodus und zeige dir dann Wege auf, aus diesem Modus auszusteigen.

Am Stressmodus sind zwei Bereiche unseres Gehirns beteilig, das Stammhirn und das limbische System.Sie sorgen dafür das bestimmte Reaktionsmuster ebenso unbewusst wie automatisch abgespult werden.

Ein weiterer Bereich, der präfrontale Kortex, der Sitz der Achtsamkeit, ist davon unbeteiligt. Stärken wir diesen Bereich unseres Gehirns regelmäßig, führt das dazu, dass wir diesen Bereich in stressigen Situationen einfacher nutzen können.

Was macht das mit unserem Leben?

Du darfst also lernen, achtsamer mit dir zu sein. Vielleicht liest du jetzt gerade achtsam und dein erster Impuls ist, nicht weiter zu lesen, weil du das Wort nicht mehr hören kannst.

Ich bitte dich, tue es trotzdem😉

Zum Achtsam sein gegenüber sich selbst gehört auch, dass du dich selbst besser und auch die Emotionen in deinem Körper besser kennenlernst. Um das zu tun, finde ich es wichtig, dass du schon mal von der sogenannten Negativitätstendenz unseres Gehirns gehört hast.

Die Negativitätstendenz

Negative Erfahrungen bleiben im Gehirn sofort hängen wie Klebeband – positive rutschen ab wie an Teflon. Das muss aber nicht so bleiben – wir können dazu beitragen, dass unsere Grundstimmung deutlich positiver wird, und das ist von Bedeutung für unser persönliches Wohlbefinden.

Und die Negativitätstendenz unseres Gehirns führt dazu, dass wir überwiegend kritisch auf uns gucken. Aus „Die Zeichen nicht gesehen, dass dein Baby Hunger hat.“ wird „Ich kann mein Baby nicht lesen und kann es daher es nicht beruhigen.“

Aus „Mal ungeduldig geworden mit dem Baby“ wird „Ich bin immer so ungeduldig mit meinem Baby, ich bin eine schlechte Mama.“

Zahlreiche Forschungen aus dem Bereich der so genannten Positiven Psychologie haben gezeigt, wie wichtig eine positive Grundstimmung dafür ist, Rückschläge und Schwierigkeiten als Herausforderungen zu sehen und an ihnen zu wachsen.

Was kann ich denn nun tun?

Folgende Tipps möchte ich daher mit dir teilen:

  • Wohlwollende Haltung dir selbst gegenüber + Bohnenübung

Wie geschrieben, sind wir immer sehr kritisch mit uns. Positive Momente, Momente, in denen es uns gut geht, oder in denen uns etwas gut gelungen ist, schenken wir oft wenig Beachtung. Es lohnt sich, einen festen Termin einzurichten am Tag oder in der Woche, um kurz niederzuschreiben, was dir Positives am Tag oder in der Woche widerfahren ist. So wird aus dem Trampelpfad der positiven Gedanken eine bereite Autobahn, die mindestens so gut befahren ist wie die der negativen Gedanken.

Dazu gibt es eine Übung, die sogenannte Bohnenübung. Du tust ein paar Bohnen in eine deiner Hosentaschen. Jedes Mal, wenn dir etwas positiv auffällt in deinem Tag, wandert eine Bohne in deine andere Hosentasche. Es ist unheimlich schön, die rüber gewanderten Bohnen am Abend zu zählen und sich an einzelne Momente zurückzuerinnern und vielleicht mit jemand zu teilen.

  • Selbstmitgefühl

Mitgefühl mit anderen haben wir von klein auf gelernt. Dass wir uns selbst Mitgefühl schenken dürfen, ist eher unbekannt. Vielleicht klingt es für dich egoistisch oder so nach Selbstmitleid. Darum geht es aber nicht. Es geht darum, dass du dich selbst sehen darfst und deine Gefühle. Gerade an Tagen, wo niemand anders direkt verfügbar ist, um dich in den Arm zu nehmen, kann Mitgefühl dir selbst gegenüber so gut tun.

Und es kann so ein Satz sein wie „Puh, heute ist es einfach gerade mega anstrengend für mich.“ Oder du schenkst dir selber eine Umarmung.

  • Verbinde dich mit einem Moment, in dem du Freude über oder mit deinem Baby gespürt hast (Übung)

Setz dich dazu bequem hin und arbeite einmal tief ein und aus.

Lass vor deinem inneren Aug eine Situation erscheinen, die du in Freude mit deinem Kind erlebt hast. Lass dir Zeit. Wenn Dir eine freudige oder schöne Situation eingefallen ist, kannst Du Dich fragen: „Wo fühle ich die Freude in meinem Körper?“ Wohnt sie irgendwo in meinem Körper?

Vielleicht ist es möglich, dass sich die Freude in Deinem Körper ausdehnen kann? Wenn diese Vorstellung nicht auf Anhieb gelingt, ist das ganz normal. Lass dir Zeit. Sei einfach neugierig was kommt.

Wenn Du in Kontakt bist mit Deinem Kind und Deiner Freude, kannst Du der Freude oder dem positiven Gefühl in dir erlauben, sich auszubreiten wie ein warmer Balsam. Wenn Widerstände auftauchen, ist das ganz normal, komme einfach sanft immer wieder zurück zu dieser Freude, auch wenn diese nur schwach spürbar sind. Tropfen für Tropfen füllt sich der Krug. Speicher dir dieses Gefühl der Freude an einem Ort in deinem Körper ab.

  • Aktivitäten planen, die dich erfreuen

Plane etwas, was dir guttut. Jeden Tag mit deinem Baby ein. Ja, es sind sicher Kleinigkeiten im Vergleich zu den Dingen, die du gemacht hast, bevor dein Baby kam. Wichtig ist, dass du regelmäßig etwas für dich einplanst. Als Geländer, um dich festzuhalten, wenn der Tag mal wieder richtig zäh und herausfordernd scheint.

War das hilfreich? Oder magst du noch mehr wissen? Dann schau mal in meinen Angeboten vorbei.

6 Kommentare

  1. Das war super hilfreich! Satt Bohnen nehme ich manchmal fünf Haargummis an ein Handgelenk. Jedes Mal, wenn ich schimpfe oder die Emotionen der Kinder nicht halten kann, wandert ein Haargummi ans andere Handgelenk. Wenn ich mich entschuldige, die Batterie der Kinder emotional auflade oder einfach mit mir zufrieden bin, wandern sie wieder zurück. Mein Ziel ist, sie abends am ursprünglichen Handgelenk zu haben.
    Aber du hast Recht, was soll denn bitte eine „normale“ Mutter sein???

    1. Hannah Nehlsen says:

      Oh ja, was für eine gute Idee. Auch mit dem Zurückwandern mag ich sehr. Danke dir dafür!

  2. Danke für diesen schönen Blogartikel.
    Die 10 Merkmale hätten mich zwar schon auch interessiert ;). Aber es stimmt, genau solche Artikel verunsichern viele Mütter. Am Ende des Tages kommt es nur darauf an, was für einen selbst und die eigene Familie stimmt und sich gut anfühlt.
    Liebe Grüsse,
    Edith

    1. Hannah Nehlsen says:

      Jetzt würde mich mal interessieren, warum sie dich interessiert hätten;)
      Ich frag nur, weil ich sie mir natürlich auch durchlas und feststellte, dass in meinem Kopf so ein Abhaken losging, ganz automatisch. Mach ich, mach ich nicht, … Hab dann geschaut, dass ich einmal durchatme und dann dieses Vergleichen loslasse.

  3. Hallo liebe Hannah, Danke für diesen ehrlichen Artikel. Rückblickend, nach 17 Jahren Muttersein kann ich sagen, dass es wichtig ist, sich ab und an selbst in den Arm zu nehmen und sich zu vergeben. Wir sind alle Menschen und es ist deshalb okay, dass nicht alles reibungslos läuft. Liebe Grüße Nicole

    1. Ja, so wichtig, sich selbst in den Arm zu nehmen. Wir konnten es immer genau so gut machen, wie wir es gerade wussten.

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